söndag, januari 29

Die Landhebung oder Landerhebung in Schweden

Nach der letzten Eiszeit nahm der Druck auf die Erdrinde ab und erlaubte es ihr daher wieder zur ursprünglichen und stabilen Lage zurückzukommen. Genau genommen ist dieser Prozess bis heute nicht abgeschlossen und wird, wenn auch immer langsamer, noch weitere 10.000 Jahre fortsetzen und damit die schwedische Landschaft maßgeblich verändern.

Während der Eiszeit war Schweden von einer Eisschicht von bis zu vier Metern bedeckt, was die poröse Erdkruste zusammendrückte. Erst als das Eis verschwand, dehnte sich die Erde wieder aus, was bedeutet, dass Schweden während den folgenden Epochen sein Gesicht ständig veränderte. Die Fundstellen aus der Steinzeit sind daher alle nur auf Anhöhen zu finden und selbst Inseln der Bronzezeit wurden erst in den folgenden Jahrhunderten und Jahrtausenden zu Festland. Wer sich daher für das Schweden der vergangenen Epochen interessiert, muss die Landhebungen oder Landerhebungen mit berücksichtigen. Birka, um nur ein Beispiel zu nennen, hatte einen direkten Zugang zur heutigen Ostsee und befand sich auf einer Insel, die nur mit Booten zugänglich war.

Forschungen, vor allem in Nordschweden, seit dem 18. Jahrhundert belegen, dass die Landhebungen beim Rückgang der Eisschicht erst 75 Millimeter im Jahr ausmachten, dann auf 25 Millimeter im Jahr schrumpften und das heutige Maximum (bei Skellefteå) nur noch zehn Millimeter ausmacht. Im Laufe der Jahrtausende wird sich dies permanent weiter reduzieren.

Es ist auch logisch, dass die Landerhöhung von der Dicke des ursprünglichen Eises abhängt und daher an der nordschwedischen Küste am deutlichsten in Erscheinung trat und im südlichen Skåne davon weitaus weniger bemerkt wird. Da man in Nordschweden in den kommenden 10.000 Jahren mit einer weiteren Erhöhung von bis zu 100 Metern rechnen kann, wird sich in dieser Zeit Schweden weiterhin verändern. Manche Seen werden verschwinden, andere eine andere Form annehmen oder auch größer werden. Einige der Schären werden sich selbst dem Festland anschließen. Wer an der Höga Kusten im Ångermanland 100 Jahre alt wird, kann noch heute eine Landerhebung von rund einem Meter persönlich erleben.

Inwieweit die Landhebungen den schwedischen Küstenstreifen verändern werden wird allerdings auch von den Klimaveränderungen abhängen, die das Wasserniveau der Meere ständig steigen lassen. In Skåne oder Westschweden kann es dadurch selbst dazu kommen, dass trotz der jährlichen minimalen Landerhebung ein Teil des Landes an das Wasser abgegeben wird und optisch ein Teil des Landes untergeht.

Als Anders Celsius im Jahre 1765 erstmals die Landerhöhungen untersuchte, so kam er noch zur Schlussfolgerung, dass Wasser verdampft und daher verschwindet, die Erde also eine unveränderliche Masse sei. Der Schotte Thomas Jamieson vertrat dann 1865, also hundert Jahre später, die Theorie einer Landerhebung nach der Eiszeit, wobei diese Theorie jedoch erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts dann auch allgemein akzeptiert wurde.

Die Landhebungen haben allerdings nicht nur die Geographie des Landes verändert, sondern auch auf die Geschichte eingewirkt, da im Laufe der Jahrhunderte ganze Städte verlagert wurden, so dass man auf der Suche nach der Vergangenheit manche heutige Stadt, zum Beispiel Uppsala, Stockholm, Umeå, Vasa oder Torneå dort suchen muss, wo sie sich während der Gründung befand und nicht dort, wo sie sich heute befindet.
Copyright: Herbert Kårlin

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