tisdag, januari 31

Hergeirs und Gautberts Kirche in Birka

Nach der Vita Anskarii und allen daraus folgenden Theorien wurde im Jahre 830 von Hergeirs die erste Kirche Schwedens in Birka erbaut. Da man sich bei dieser Aussage ausschließlich auf das Werk Rimberts berufen kann, die von keinerlei archäologischen Funden gestützt werden kann, ist diese Kirche, um die zahlreiche Legenden kreisen, geschichtlich sehr umstritten und würde, ohne die unkritische Geschichtsschreibung der vergangenen Jahrhunderte, heute wohl kaum erwähnt werden Auch aus touristischen Gründen versucht man natürlich die legendäre Geschichte weiterhin aufrecht zu halten.

Nach Sankt Ansgar war Hergeir, ein reicher Gutsbesitzer in Birka, der Berater des Königs Björn und die erste Person, die sich in Birka dem neuen Glauben zuwandt und diesem bis zu seinem Tode treu blieb, obwohl nahezu alle anderen Bewohner Birkas nach der Abreise Ansgars jeweils wieder zum vorchristlichen Glauben der nordischen Mythologie zurückkehrten.

Hergeir, bisweilen auch Heringar genannt, errichtete auf seinem Privatgrund eine Kirche, die heute als die Hergeirs Kyrka (Hergeirs Kirche) bekannt ist und vor allem dem von Ansgar geschickten Bischof Gautbert dienen sollte. Bei einem Aufstand der heidnischen Bevölkerung im Jahre 845 wurde der Priester der Kirche, Nithard, getötet und der Bischof Gautbert des Landes verbannt.

Während der vermutlich 21 Jahre, in denen die Kirche bestand, berichtet Rimbert von mehreren Wundern, die sich auf Birka, immer in Zusammenhang mit Hergeir und der Hergeirs Kyrka, zugetragen haben. Es handelt sich dabei um Wunder, die in der katholischen Kirche überall verbreitet wurden, bis auf eines, das ausschließlich auf Birka zugeschnitten ist.

Als ein früherer König Birkas, Anund Uppsale, der in Dänemark im Exil lebte, mit 21 Schiffen Birka angriff, war die befestigte Stadt am Fallen. Als jedoch Hergeir, als einziger Bewohner der Insel, Jesus anflehte ihnen zu helfen, zogen die Dänen ab, gaben die vorher bezahlte Lösesumme zurück und plünderten eine Stadt auf der anderen Seite der Ostsee. Gleichzeitig versöhnte sich Anund mit seinem früheren Volk und wurde vom Feind zum Verbündeten. Hergeir starb dann erst im Jahre 851, als Ardgar, ein neuer Priester, in Birka eingetroffen war und ihm die Beichte abgenommen hatte.

Heute findet man am Mälaren ein Naturreservat mit dem Namen Härjarö, dessen Bezeichnung erstmals im Jahre 1378 auftauchte. Für den Namen findet man zwei Erklärungen. Oft wird er mit Hergeir in Verbindung gebracht, obwohl es wahrscheinlicher ist, dass sich Härjarö aus den altschwedischen Worten hær (steiniger Boden) und arin (Kiesinsel, Kiesboden) herleitet, was allerdings weitaus weniger interessant klingt.

Von der Hergeir Kirche konnte man bei Ausgrabungen keinerlei Spuren finden, was jedoch nicht bedeuten muss, dass es diese Kirche auf Birka nicht gab, denn zahlreiche Kirchen jener Epoche waren nur einfache Holzbauten ohne jedes Fundament. Hinzu kommt, dass Birka sehr früh wieder verlassen wurde und die Christianisierung durch Ansgar hier erfolglos war. Es ist daher auch möglich, dass die Kirche noch während die Stadt bestand, abgebrannt wurde um das unwillkommene Symbol zu vernichten.

Copyright: Herbert Kårlin

måndag, januari 30

Vita Anskarii, das Leben des Missionars Ansgar

Das Buch Vita Anskarii, das auch oft Vita Ansgarii geschrieben wird, wurde in den Jahren zwischen 865 bis 876 von Rimbert geschrieben, der Erzbischof in Hamburg-Bremen war und Ansgar in seinem Amt folgte. Das Werk wurde daher erst nach dem Tode Ansgars im Jahre 865 geschrieben.

Inwieweit das Vita Anskarii auf Dokumente Ansgars aufbaut, ist ungewiss, denn Ansgar kann seinem Nachfolger auch mündlich über die Zeit berichtet haben, was erklären würde, warum man, zum Beispiel, von der von Rimbert genannten Hergeirs Kirche (Hergeirs Kyrka) bisher keinerlei Anzeichen fand. Falls das Bauwerk existierte, so kann es sich auch auf einer anderen Mälarinsel und selbst irgendwo auf dem Festland gewesen sein, oder aber nur aus Holz gebaut worden sein.

Rimbert bezieht sich bei der Vita Anskarii, der Biografie Ansgars, nicht nur auf Ansgar selbst, sondern scheint auch seinen Begleiter Witmar und andere Personen, die sich mit Ansgar auf Birka aufhielten, befragt zu haben um ein möglichst exaktes Bild der Zeit abzugeben. Da er jedoch selbst nie in Schweden war, können Teile des Werkes auch zur Beschönigung der tatsächlichen Situation von Ansgar und seinen Begleitern erfunden worden sein oder sich in einem anderen Teil Schwedens zugetragen haben.

Da die Vita Anskarri das älteste Dokument über Schweden ist, war es schon immer eine Herausforderung der schwedischen Geschichtswissenschaftler die Wahrheit des Werkes zu beweisen. Im Laufe der Jahrhunderte wurde die Vita Anskarii daher mehrmals neu übersetzt und mit wissenschaftlichen Anmerkungen versehen, ohne dass man jedoch dem Ursprung der schwedischen, geschriebenen Geschichte wirklich näher kam.

Bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde die Vita Anskarii als geschichtliche Dokumentation betrachtet, zumal eine Kritik an kirchlichen Dokumenten als undenkbar galt. Forschungen und Ausgrabungen der letzten 50 Jahre lassen jedoch erhebliche Zweifel an den Beschreibungen Rimberts aufkommen, auch wenn ein Teil der Vita Anskarii  tatsächliche Begebenheiten umfasst, insbesondere was die dänische Geschichte betrifft.

Nach der Vita Anskarii wurden Ansgar, Witmar und Gislemar vom deutschen Kaiser damit beauftragt zu untersuchen inwieweit die nordischen Völker bereit für den christlichen Glauben waren. Sie fuhren daher mit Handelsschiffen Richtung Norden, wobei das Schiff an unbekannter Stelle von Piraten überfallen wurde und die Missionare ihren Weg zu Fuß und ohne die Gastgeschenke fortsetzen mussten. Die Reise wird dann unter Gottes Gunsten fortgesetzt, der der kleinen Gruppe auch den Weg wies.

Die Geschichte setzt dann wie eine Sage fort, denn Ansgar überwindet Seen und Flüsse, kommt zu einer Hafenstadt Birka und wird dort von König Björn empfangen, der von seinen Boten bereits von der Ankunft Ansgards informiert ist und den Zweck der Reise kennt. Die Vita Anskarii berichtet dann davon, dass einige der Bewohner Birkas sehr schnell die neue Lehre annahmen, auch wenn nirgends zu finden ist wie sich Ansgar mit dem einfachen Volk verständigte. Die Erklärung kann daher auch aus den weiteren Ausführungen des Buches kommen, denn Rimbert schreibt weiter, dass sich bereits gefangene Christen in Birka befanden, also Träl, Ambátt oder Sklaven, die sich darüber freuten wieder der alten Lehre folgen zu können.

Da nach der Vita Anskarii auch einer der mächtigsten, jedoch ungenannten Männer Hergeirs, dessen Lokalität nicht beschrieben ist, dem christlichen Glauben zuwendet und auf seinem privaten Besitztum die Hergeirs Kirche baut, gerät man bei der Beschreibung auf Widersprüche, da Birka nie dauerhaft christianisiert wurde und man bei den sehr umfangreichen Ausgrabungen bei Birka keinerlei Spuren der Kirche findet. Es wurden ohnehin relativ wenige christliche Fundstücke bei Birka entdeckt. Nach der Vita Anskarii kehrte Ansgar dann zurück zum deutschen Kaiser und berichtete ihm die erfolgreiche Missionierung und erklärte ihm, dass die Danes der neuen Religion offen sind. Wenn Rimbert hier von den Danes schreibt, so lässt dies allerdings ebenfalls keine Rückschlüsse zu, da alle nordischen Länder zu jener Zeit als „das Land der Dänen“ gesehen und beschrieben wurden.

Copyright: Herbert Kårlin

söndag, januari 29

Die Landhebung oder Landerhebung in Schweden

Nach der letzten Eiszeit nahm der Druck auf die Erdrinde ab und erlaubte es ihr daher wieder zur ursprünglichen und stabilen Lage zurückzukommen. Genau genommen ist dieser Prozess bis heute nicht abgeschlossen und wird, wenn auch immer langsamer, noch weitere 10.000 Jahre fortsetzen und damit die schwedische Landschaft maßgeblich verändern.

Während der Eiszeit war Schweden von einer Eisschicht von bis zu vier Metern bedeckt, was die poröse Erdkruste zusammendrückte. Erst als das Eis verschwand, dehnte sich die Erde wieder aus, was bedeutet, dass Schweden während den folgenden Epochen sein Gesicht ständig veränderte. Die Fundstellen aus der Steinzeit sind daher alle nur auf Anhöhen zu finden und selbst Inseln der Bronzezeit wurden erst in den folgenden Jahrhunderten und Jahrtausenden zu Festland. Wer sich daher für das Schweden der vergangenen Epochen interessiert, muss die Landhebungen oder Landerhebungen mit berücksichtigen. Birka, um nur ein Beispiel zu nennen, hatte einen direkten Zugang zur heutigen Ostsee und befand sich auf einer Insel, die nur mit Booten zugänglich war.

Forschungen, vor allem in Nordschweden, seit dem 18. Jahrhundert belegen, dass die Landhebungen beim Rückgang der Eisschicht erst 75 Millimeter im Jahr ausmachten, dann auf 25 Millimeter im Jahr schrumpften und das heutige Maximum (bei Skellefteå) nur noch zehn Millimeter ausmacht. Im Laufe der Jahrtausende wird sich dies permanent weiter reduzieren.

Es ist auch logisch, dass die Landerhöhung von der Dicke des ursprünglichen Eises abhängt und daher an der nordschwedischen Küste am deutlichsten in Erscheinung trat und im südlichen Skåne davon weitaus weniger bemerkt wird. Da man in Nordschweden in den kommenden 10.000 Jahren mit einer weiteren Erhöhung von bis zu 100 Metern rechnen kann, wird sich in dieser Zeit Schweden weiterhin verändern. Manche Seen werden verschwinden, andere eine andere Form annehmen oder auch größer werden. Einige der Schären werden sich selbst dem Festland anschließen. Wer an der Höga Kusten im Ångermanland 100 Jahre alt wird, kann noch heute eine Landerhebung von rund einem Meter persönlich erleben.

Inwieweit die Landhebungen den schwedischen Küstenstreifen verändern werden wird allerdings auch von den Klimaveränderungen abhängen, die das Wasserniveau der Meere ständig steigen lassen. In Skåne oder Westschweden kann es dadurch selbst dazu kommen, dass trotz der jährlichen minimalen Landerhebung ein Teil des Landes an das Wasser abgegeben wird und optisch ein Teil des Landes untergeht.

Als Anders Celsius im Jahre 1765 erstmals die Landerhöhungen untersuchte, so kam er noch zur Schlussfolgerung, dass Wasser verdampft und daher verschwindet, die Erde also eine unveränderliche Masse sei. Der Schotte Thomas Jamieson vertrat dann 1865, also hundert Jahre später, die Theorie einer Landerhebung nach der Eiszeit, wobei diese Theorie jedoch erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts dann auch allgemein akzeptiert wurde.

Die Landhebungen haben allerdings nicht nur die Geographie des Landes verändert, sondern auch auf die Geschichte eingewirkt, da im Laufe der Jahrhunderte ganze Städte verlagert wurden, so dass man auf der Suche nach der Vergangenheit manche heutige Stadt, zum Beispiel Uppsala, Stockholm, Umeå, Vasa oder Torneå dort suchen muss, wo sie sich während der Gründung befand und nicht dort, wo sie sich heute befindet.
Copyright: Herbert Kårlin

lördag, januari 28

Der Hågahügel, der bekannteste Grabhügel bei Uppsala

Der Hågahügel, der nur vier Kilometer von Uppsala entfernt ist, wird noch heute als der Björns Hög (hög ist das altschwedische Wort für Hügel) oder gar König Björns Hög bezeichnet, obwohl nach aller Wahrscheinlichkeit kein König Björn dort begraben wurde, da das Grab fast 2000 Jahre älter ist als Björn über Birka regiert haben soll.

Mit seinem Durchmesser von 45 Metern und einer Höhe von sieben Metern ist der Hågahügel einzigartig in der Gegend von Uppsala, da die Gräber, meist Steinhügelgräber, aus der Bronzezeit in dieser Gegend weitaus einfacher und kleiner gehalten waren.

Der Hågahügel wurde in den Jahren 1902 und 1903 untersucht, wobei der schwedische König Gustav VI. Adolf hier nicht nur die Ausgrabung finanzierte, sondern auch persönlich an ihr teilnahm. Allerdings nahm man um diese Zeit noch an, dass das Grab aus der späten Eisenzeit stammt und tatsächlich König Björn hier begraben sei, also eine Bestätigung suchte und keine neue Erkenntnis.

Die Funde im Grab waren ebenso erstaunlich wie die Größe des Hügels, denn man entdeckte allein 52 mit Gold verzierte Fundstücke und eine große Anzahl anderer Gegenstände, die heute im Historischen Museum in Stockholm zu finden sind. Unter den Fundstücken findet man ein Schwert, eine Mantelspanne und Goldspiralen, die vermutlich als Schmuck dienten. Archäologen sind sich, auch nach Auswertung der im Grab gefundenen Knochen, nicht sicher, ob im Grab nicht eine Frau lag, die allerdings dann besonders mächtig gewesen war, da man über ihr einen so bedeutenden Hügel errichtete.

Wer heute den Hågahügel sieht, muss sich allerdings geistig in die Bronzezeit zurückversetzen, als der Hügel und das umgebene Gräberfeld sowie die Gebäude und die Fornborg noch auf einer Insel lagen, die bis zu den bedeutenden Landhebungen zu einer Schärenlandschaft gehörte und auf dem von weitem sichtbaren Hügel Feuer entfacht wurden.

Der Hågahögen, wie dieser Hügel im Schwedischen bezeichnet wird, liegt auf einem bedeutenden Gräberfeld in dessen Nähe man weitere drei kleinere Grabhügel fand, 24 runde Steinsetzungen und zwei aufrecht stehenden Steine. Nicht sehr weit davon entfernt wurden mehrere Häuser und die Fornborg (Vorburg) Predikstolen ausgegraben. Wer hier jedoch lebte, wer im Hågahügel begraben wurde, wann die Befestigung angelegt wurde und viele andere Fragen sind leider bis heute offen und führten daher zu sehr unterschiedlichen, teils auch abenteuerlichen Theorien.

Auch die Größe des Hågahögen fordert Spekulationen heraus, denn diese Art der Bestattung war in jener Epoche nur in Südschweden, Dänemark und Norddeutschland üblich, nicht in Mittelschweden. Es ist daher auch offen, ob die Erbauer die Idee aus dem Süden importierten oder ob es sich dabei um Herrscher aus dem Süden handelt, die sich am Mälaren niedergelassen hatten.

Copyright: Herbert Kårlin

fredag, januari 27

Björn, der Sagenkönig von Birka

Ob es je einen König Björn gab, konnte bis heute niemand nachweisen, denn dieser „Sagenkönig“ wird nur in drei Quellen genannt, die alle drei nicht als gesichert gelten. Erstmals wird Björn in der Vita Anskarii in Zusammenhang mit dem Besuch Ansgars in Birka genannt und dann taucht er erneut unter dem Namen „Björn vid Högen“ in der isländischen Hervarar Saga auf, nach der er, zusammen mit seinem Bruder Anund Uppsale in Svitjod regierte.

Svitjod war nach der Hervarar Saga nicht eindeutig bestimmt, aber wird von vielen Forschern nach Svealand, meist in das Mälardalen verlegt, also die Gegend, in der sich auch Birka befand. In beiden Schriften kann man Björn weniger als König sehen, sondern mehr als Herrscher über ein relativ kleines Gebiet, in dem er ständig von Feinden bedroht wird. Wo deshalb in diesen Fragen die nordische Mythologie endet und die tatsächliche Geschichte beginnt, ist sehr schwer zu sagen, denn die Vita Anskarii wurde Ende des 9. Jahrhunderts von Rimbert verfasst und die Hervarar Saga sogar erst im 13. Jahrhundert.

Nach beiden Schriften ist Björn der Sohn eines Königs Erik, wobei die Hervarar Saga ihn als Erik Björnsson verzeichnet. Auf Grund dieser beiden Schriften kam dann Olof Rudbeck, ein Historiker und Professor der Universität in Uppsala im 17. Jahrhundert zur Schlussfolgerung, dass König Björn im Hagahögen begraben sein musste. Erst bei Ausgrabungen im Jahre 1902 stellte man dann fest, dass der Tote im Hagahögen unmöglich Björn sein konnte, da es sich um eine Grabesstätte aus der Bronzezeit handelte. 

Auch in der Snorre-Edda findet man einen Hinweis auf Björn, denn hier soll Brage Boddason, der erste namentlich genannte Skalde Schwedens, der Hofdichter von Björn gewesen sein, der zu Ehren von Ragnar Lodbrok, einem Vorvater Björns, das Werk Ragnarsdrápa verfasst hat. Da jedoch sowohl die Snorre-Edda als auch die Herverar Sag im katholischen Island verfasst wurden, ist es nicht ausgeschlossen, dass beide Werke von Vita Anskarii beeinflusst wurden, da diese Aufzeichnungen rund 1000 Jahre lang als geschichtlich belegte Tatsachen betrachtet wurden an denen niemand zu zweifeln wagte.

Die Herverar Saga ist in ihrer Gesamtheit auf Internet zu finden.

Copyright: Herbert Kårlin

torsdag, januari 26

Birka, die Wikingerstadt am Mälaren

Birka, vermutlich einer der bedeutendsten Handelsorte der Wikinger, wurde Ende des 8. Jahrhunderts gegründet und verlor bereits um die Jahrtausendwende seine Bedeutung, war also sehr kurzlebig, wie mehrere andere Städte dieser Epoche. Birka hatte, trotz seiner Bedeutung, selbst zu seiner Blütezeit maximal 1000 Einwohner, meist jedoch nur knapp über 500 Bewohner.

Noch heute bezeichnet man Birka oft als die „erste Stadt Schwedens“, was allerdings mehr als fraglich ist, da um die gleiche Zeit mehrere andere bedeutende Ansiedlungen in Schweden entstanden und so manche „Stadt“ jener Zeit sogar älter ist als Birka. Ob der Ort auf der Insel Björkö im Mälaren tatsächlich das legendäre Birka ist, kann mangels schriftlicher Dokumente nicht hundertprozentig garantiert werden und die archäologischen Funde garantieren ebenfalls nicht, dass Sankt Ansgar diesen Ort je betreten hat. Da die Wahrscheinlichkeit jedoch hoch ist, dass es sich um Birka handelt und, andererseits, jede Handelsstadt der Wikingerepoche mit Sicherheit ähnlich aussah, bezeichnet man diese Ansiedlung allgemein als Birka, das in der Vita Anskarii bechrieben wurde, dem einzigen Dokument, das tatsächlich auf diesen Ort mit dieser Bezeichnung hinweisen könnte.

Welcher Herrscher Birka gegen das Jahr 790 anlegte und wie mächtig dieser „König“ tatsächlich war, ist ebenfalls nicht bekannt, auch wenn man, auf Grund der Ausgrabungen, weiß, dass der Ort sehr gut befestigt war, also mit Angreifern rechnete. Auch über die Handelsware liegen relativ sichere Erkenntnisse vor und lassen darauf schließen, dass die Wikinger jener Tage Handel mit Südeuropa, Westeuropa, Osteuropa und selbst mit arabischen Ländern betrieben. Eisen, Pelze, Bernstein und andere lokale Produkte wurden gegen Silbermünzen, Seide, Gewürze und auch Glas getauscht. Da man im Norden um diese Zeit zwar Glas kannte und benutzte, aber nicht selbst herstellte, gilt als nahezu sicher, dass die Wikinger vor allem Waren austauschten, aber wenig an wissenschaftlichen Erkenntnissen importierten, unabhängig davon, ob sie sich nicht dafür interessierten, oder ob Ihnen der Zugang von den Handelspartnern verwehrt wurde um den Handel aufrecht halten zu können.

Auf Birka wurden rund 3000 Gräber gefunden, wobei sich sehr unterschiedliche Grabtypen auf kleinstem Raum befinden. Während in manchen Gräbern nur Asche gefunden wurde, konnte man in anderen Gräbern noch Skelette oder Teile von Skeletten finden. Gerade die Anlage und die Funde in den Gräbern weisen darauf hin, dass in Birka eine klare Hierarchie herrschte und nicht nur Klassenunterschiede eine Rolle spielten, sondern auch Männer und Frauen unterschiedliche Aufgaben hatten und unterschiedlich behandelt wurden. Selbst die Präsenz von Sklaven ist, auf Grund der ursprünglichen Bauten, sehr wahrscheinlich.

Warum Birka bereits vor der Jahrtausendwende aufgegeben wurde, kann nicht geklärt werden. Die Haupttheorien sind, dass die Landhebungen oder Landerhöhungen den Wikingern und auch Handelsschiffen anderer Länder den Zugang nach Birka von der Ostsee aus unmöglich machten und daher eine Stadt am Meer gesucht werden musste. Eine andere Theorie ist, dass Sigtuna an Einfluss gewann und dadurch Birka ersetzte. Eine dritte Möglichkeit ist, dass Birka einem der Feinde unterlag und zwangsweise verlassen werden musste.

Birka wurde bereits gegen das Jahr 1870 von Hjalmar Stolpe entdeckt, der dort auf der Suche nach in Bernstein eingeschlossenen Insekten war. Er fand dann die „schwarze Erde“, Reste von Bauwerken, Gräber und 450 arabische Silbermünzen. Selbst die heutigen Kenntnisse über Birka basieren noch auf den Funden und Beschreibungen von Hjalmar Stolpe, der jedoch leider kein Archäologe war, sondern als Entomologe unter Umständen auch manche Fehldeutung machte und selbst manche archäologischen Hinweise vernichtete.

Erst ab 1969 wurden dann tatsächlich archäologische Ausgrabungen in Birka vorgenommen, die, mit einigen Unterbrechungen, bis 2007 fortgesetzt wurden, was bedeutet, dass die Fundstücke bis heute nicht vollständig ausgewertet werden konnten, und selbst die neuesten Erkenntnisse können nicht klären, ob Birka im Mälaren das Birka Ansgars war oder nicht. Der Name Birka war während der Wikinger für mehrere Orte angewandt, was bedeutet, dass das legendäre Birka auch auf Åland liegen kann, in Bjärka, auf Öland (Köpingsvik), bei Linköping (Vreta Kloster) oder einer noch völlig unbekannten Stelle. Der Name Birka kommt aus dem altschwedischen Wort „birk“ und bedeutet soviel wie Burg oder Handelsplatz, was bei der Suche noch einem geschichtlichen Ort jener Epoche keinerlei Hilfe bietet.

Copyright: Herbert Kårlin

onsdag, januari 25

Die Hälsingelagen (Lex Helsingiae)

Die Hälsingelagen (Lex Helsingiae) sind eine Sammlung an Landschaftsgesetzen oder Regionalgesetzen, die gegen 1320 entstanden und zum Teil auf andere Gesetze, die vorher in den verschiedenen Teilen des damaligen Hälsinglands bereits vorher existierten, aufbauten. Die Hälsingelagen gelten im geschichtlichen Schweden als weitaus offener als die Gesetze in anderen Regionen Schwedens, da bei dieser Gesetzessammlung auch die Frauen erhebliche Rechte erhielten und in gewissen Teilen dem Mann gleichgestellt waren.

Die Hälsingelagen wurden mit dem Satz „Med lag skall man land bygga“ (Mit Gesetzen schafft man ein Land) eingeleitet und war in mehrere Gesetzbücher aufgeteilt, die alle ein Rechtsgebiet umfassten. Die Gesetzessammlung begann mit dem kyrkobalken (Kirchengesetz), das dann von dem konungabalken (Königsgesetz), ärvdabalken (Erbgesetz), manhæliæsbalken (Strafgesetz), jordabalken (Umweltgesetz), wiþerbobalken (Baugesetz) und dem þingmalæbalken (Gerichtsverordnung) gefolgt wurden.

Allerdings machten die Hälsingelagen, im Gegensatz zu mehreren anderen Landschaftsgesetzen, auch noch einen Unterschied zwischen den einzelnen Regionen der Landschaft Hälsingland, das im Mittelalter etwa die heutigen Landschaften Hälsingland, Medelpad, Ångermansland, Västerbotten, Norrbotten und Teilen Finnlands bestand und zu Beginn des 14. Jahrhunderts eine gewisse Selbständigkeit im schwedischen Reich hatte. Dies hatte zur Folge, dass zum Teil die Gesetze des Upplands galten, zum Teil aber auch ausschließlich die Hälsingelagen. In weiten Teilen des Hälsinglands wollte man vor allem den Steuern und der steigenden Vormundschaft des schwedischen Reiches entkommen, was bisweilen zu heftigen Zusammenstößen führte.

Als die Hälsingelagen entstanden, gab es natürlich noch nicht die heutigen Landschaften, sondern die Gesetze bezogen sich auf die Landschaften, die es zur Epoche der Wikinger gab, als man die drei folkland (Volksländer), die während der Eisenzeit entstanden waren, unterschied, nämlich Alir, Sunded und Nordanstig.

Die Hälsingelagen, die 1442 vom Kristofers landslag ersetzt wurden, waren bereits von Beginn an jedem zugängig. Man weiß heute nicht an wie vielen öffentlichen Stellen die Gesetzessammlung aufbewahrt wurde, sicher ist jedoch, dass ein Exemplar an der Mauer der Selångers kyrka, die heute noch als Ruine zu finden ist, bei Sundsvall befestigt war. Die Hälsingelagen wurden 1940 in überarbeiteter Version neu herausgegeben, wobei der handschriftliche Originaltext nur in einem einzigen Exemplar erhalten blieb.

Copyright: Herbert Kårlin

tisdag, januari 24

Schwedische Herrscher erobern Finnland

Wann im schwedischen Reich ursprünglich die Idee aufkam seine Fühler nach Finnland auszustrecken, ist unbekannt, auch wenn sicher ist, dass die ersten bedeutenden Kriegszüge nach Finnland bereits Ende des 12. Jahrhunderts einsetzten und hierbei sowohl die Christianisierung, als auch wirtschaftliche und politische Gründe eine Rolle spielten, da Finnland sehr früh als Bollwerk gegen die östlichen Reiche gesehen wurde und es nur eine Frage der Zeit schien, dass Finnland von Russland besetzt wird und damit zu einer großen Gefahr für Schweden wird. Die schwedischen Könige wollten diesem Ereignis in jedem Fall vorauskommen.

Der erste Eroberungszug wird, zumindest nach den isländischen Sagen, Erik den helige (Erich dem Heiligen) zugesprochen, der im Jahr 1156, gemeinsam mit einem Bischof Henrik, den ersten Kreuzzug nach Finnland unternommen haben soll um die finnischen Völker (Finnen, Tavastianer, Karelier und Samen) zum wahren Glauben zu führen. Ob dieser erste Kreuzzug tatsächlich statt fand ist geschichtlich nicht bewiesen und viele moderne Geschichtswissenschaftler zweifeln daran, da Erich der Heilige als der König des westgötischen Reichs betrachtet wird und auch starke Zweifel an den Leistungen und der Beteiligung des Bischof Henrik bestehen. Auf jeden Fall soll Erik die zahlreichen Schlachten gewonnen haben und Henrik ermordet worden sein, was den sehr gläubigen König zu einem Heiligen machte und Henrik zum Schutzheiligen Finnlands.

Aber auch wenn man nicht sicher ist, dass dieser erste Kreuzzug wirklich stattfand, so ist sicher, dass um diese Zeit mehrere christlich motivierten Feldzüge, nicht nur Kreuzzüge, verschiedener Herrscher nach Finnland durchgeführt wurden und diese Eroberungszüge mit der Bekehrung der finnischen Völker und der Einverleibung des Landes in das schwedische Reich endete.

Dies bestätigen auch mehrere schriftlichen Quellen, denn Papst Alexander III. beklagte sich 1171 oder 1172 bei den schwedischen Bischöfen und Guttorm jarl darüber, dass sich die finnischen Stämme unter Waffengewalt immer zum wahren Glauben bekennen, aber sofort ins Heidentum zurückfallen, sobald die Soldaten abgezogen sind. Der Papst rät daher dazu das Land endgültig zu erobern. Und knapp 50 Jahre später bedankt sich Papst Innocentius III schriftlich dafür, dass Finnland nun endgültig dem heidnischen Glauben entrissen wurde.

Bereits Ende des 13. Jahrhunderts wurde dann in Åbo (finnisch: Turku) eine Domkirche errichtet und die Küste Finnlands wurde von schwedischen Fischern und Bauern besiedelt, die dort auch die schwedische Sprache verbreiteten. Warum sich die finnischen Stämme sehr schnell der schwedischen Krone unterstellten ist wenig überliefert, aber da das Tavastland häufig von russischen Truppen überfallen wurden, ist anzunehmen, dass sie sich zum einen von der starken schwedischen Struktur beschützt fühlten, zum anderen nahmen auch Kirche und Königreich sofort eine dominante Stellung ein, die kaum Widerstand duldeten.

Allerdings kam es im Tavastland gegen 1230 erneut zu Aufständen gegen Schweden, was zum sogenannten zweiten Kreuzzug nach Finnland und einer gewaltsamen Unterwerfung des Landes durch Birger Jarl (Birger Magnusson) führte. Auch in diesen beiden Fällen kam der indirekte Auftrag der zwangsweisen Christianisierung vom Papst in Rom.


Als 1239 Finnland endgültig zum christlichen Glauben gezwungen war, wollten Erik Eriksson und Birger jarl anschliessend auch die Republik Novgorod zum Christentum zwingen, was jedoch bei der Schlacht an der Neva zu einem bedeutenden schwedischen Verlust führte.

Copyright: Herbert Kårlin

måndag, januari 23

Erik Segersäll, der erste König Schwedens

Offiziell zählt Erik Segersäll (Erich Segersäll), im Altnordischen Eiríkr sigrsæli genannt, als der erste König Schwedens, der zwischen 970 und 995 über das Svealand (damals noch Svitjod genannt), Västergötland und Östergötland regierte und zeitweise selbst Dänemarks Herrscher war. Als Quelle dienen hier, außer den isländischen Sagen auch die Aufzeichnungen von Adam von Bremen, einem deutschen Geschichtsschreiber mit sehr guten Kenntnissen des damaligen Dänemark, der aber Schweden nur von Gerüchten kannte.

Ob Erik Segersäll wirklich existierte und welche Macht er in der Epoche der Wikinger tatsächlich hatte, kann man auf Grund der zweifelhaften Quellen ebenso wenig beweisen wie die Existenz des Geschlechts der Ynglinge (Ynglingaätten), auch wenn sicher ist, dass gegen die Jahrtausendwende einige Könige bereits über eine bedeutende Macht verfügten und Höfdinge nur noch einen relativ geringen Einfluss hatten. Erst der Nachfolger Erik Segersälls, Olof Skötkonung, ist wissenschaftlich bestätigt. Erich Segersäll muss jedoch noch mehr als eine Mischung aus Sagenwelt und Realität betrachtet werden als seine Nachfolger.

Nach den isländischen Sagen und Adam von Bremen, der sich vermutlich auf die Sagen berief, bestieg Erik Segersäll gemeinsam mit seinem jüngeren Bruder Olof den schwedischen Thron. Olof, der sehr früh starb, hinterließ einen Sohn mit dem Namen Björn (später Styrbjörn Store genannt), der nach dem Tode seines Vaters den schwedischen Thron beanspruchte. Erik Segersäll weigerte sich, gab aber Styrbjörn zum Ausgleich 60 voll ausgerüstete Schiffe. Als Styrbjörn, mit Hilfe dieser Schiffe, die Jomswikinger bei Jomsborg an der Odermündung besiegt hatte und vermutlich ihr Führer wurde, war ihm der dänische König Harald Blåtand so dankbar, dass er sich mit ihm verbündete.

Mit Hilfe seiner Verbündeten machte sich Styrbjörn dann 985 auf den Weg ins Uppland um Erik Segersäll zwangsweise abzusetzen. Der Kampf zwischen den Verwandten, der allgemein als die Schlacht bei den Fyrisvallarna (Slaget vid Fyrisvallarna) bezeichnet wird, dauerte drei Tage und endete mit dem Tod Styrbjörns. Da Erich als Sieger aus der Schlacht hervorging, soll er den Namen Segersäll (
Eiríkr inn sigursæli, Erich der Siegreiche) erhalten haben. Ob dieser Kampf je statt fand ist unbekannt. Geschichtlich kann man, genau genommen, nicht einmal nachweisen um welches Uppsala es sich gehandelt haben kann, da dieser Name zu jener Zeit sehr häufig für verschiedene Ansiedlungen war.

Die Sage setzt dann damit fort, dass sich Erik Segersäll an Dänemark, das den Feldzug Styrbjörns unterstützt hatte, rächen wollte, nach Dänemark aufbrach und dort den König Sven Tveskägg vertrieb und von diesem Tag an auch über Dänemark regierte. Da Dänemark zur Zeit der Eroberung bereits christlich war, ließ sich Erik taufen, da dies seine Macht in Dänemark stärkte. Bei seiner Rückkehr nach Gamla Uppsala soll er jedoch zurück zu den Asagöttern gefunden haben.

Da Sigtuna, das gegen 980 gegründet wurde und Birka ersetzte, gilt Erich Segersäll als der Gründer von Sigtuna, was jedoch ebenso wenig bewiesen werden kann wie die Eroberung Dänemarks oder seine tatsächliche Existenz, aber als geschichtlich betrachtet wird. Dies liegt vor allem daran, dass die geschichtlich anerkannte Königsfolge der offiziellen Königslinie des schwedischen Königshauses folgt, nach der Erik Segersäll als ersten König Schwedens bezeichnet wird.

Weitere Zweifel an der Existenz von Erik tauchen auf, wenn man in den verschiedenen Dokumenten nach seiner Ehefrau sucht, da er nach den isländischen Sagen und der Gesta Danorum von Saxo Grammaticus mit Sigrid Storråda verheiratet war, nach Adam von Bremen mit der polnischen Prinzessin Gunhild (Świętosława) und nach der Ingvar den vittfarnes saga mit Aud Håkansdotter. Keine der Ehen kann in irgend einer Weise geschichtlich bestätigt werden.

Copyright: Herbert Kårlin

söndag, januari 22

Die Christianisierung Schwedens

Die Christianisierung Schwedens begann etwa ab dem Jahre 800 und war im 13. Jahrhundert abgeschlossen, als das ganze Land, zumindest offiziell, an den Gott glaubte, den die katholischen Mönche nach Schweden gebracht haben. Während man der Bewegung der Christianisierung vom Skåne aus nach Norden relativ gut folgen kann, da archäologische Funde hier eine deutliche Sprache sprechen, so ist über die Personen, die den neuen Glauben ins Land brachten, kaum etwas überliefert.

Das einzige Dokument über die Christianisierung von Birka durch Sankt Ansgar, die Vita Anskarii, wurde erst Jahre nach dem Tode des Heiligen verfasst und ist überwiegend als christliches Dokument zu sehen und kann nur sehr eingeschränkt als geschichtlicher Beleg gewertet werden, zumal das Ergebnis Ansgars innerhalb der Bewegung der Christianisierung der am wenigsten erfolgreiche Versuch war und etwa zur gleichen Zeit auch unbekannte Missionare auf Gotland, im Västra Götaland und in Skåne aktiv gewesen sein mussten, die weitaus nachhaltigere Zeichen der Christianisierung hinterließen als Sankt Ansgar.

Da selbst die Kirche über keine Dokumente über die ersten Missionare verfügt, die ab dem 9. Jahrhundert nach Skåne kamen, völlig unbekannt ist wer in Westschweden die Missionsarbeit übernahm und unsicher ist, ob Mittelschweden von Norwegen aus oder durch die Süd-Nord-Bewegung christianisiert wurde, kann man im Grunde davon ausgehen, dass die Missionare nicht von der Kirche geschickt wurden, sondern ohne Auftrag nach Schweden kamen um ihren Glauben dort sehr erfolgreich zu predigen und dabei auch von den Höfdingen, den Dorf-Herrschern unterstützt wurden.

Auf Grund der archäologischen Funde ist auch anzunehmen, dass es sich in vielen Fällen nicht um den strikten katholischen Glauben handelte, der zu jener Zeit in südlicher gelegenen Ländern vorherrschte sondern es sich um einen Schweden angepassten Glauben handelte. Die Missionare ließen über Jahrhunderte hinweg nordische Mythologie neben der neuen Religion bestehen oder vermengten sogar beide Richtungen. So findet man auf Runensteinen der Jahrtausendwende bisweilen das christliche Kreuz und gleichzeitig die Midgårdsormen, die Schlange der nordischen Mythologie, die einen Kreis um die Erde bildete.

Man hat sich lange die Frage gestellt, warum sich das Christentum so schnell und bleibend in Schweden verbreitete und kam, nach Auswertung aller Funde, zum Ergebnis, dass die Ursache vermutlich war, dass sich die lokalen und regionalen Herrscher sehr schnell dem neuen Glauben anschlossen und diesen dann als einzigen in ihrem Reich zuließen, auch wenn alte Götter und Mythen der Mythologie bei der Bevölkerung weiterhin, oft im Geheimen, fortsetzten.

Die Herrscher ab der Jahrtausendwende haben sehr schnell verstanden, wie sie den neuen Glauben zu ihren Gunsten nutzen konnten und setzten sich Gott nahezu gleich. Ihre Entscheidungen waren von Gott eingegeben und sie waren von Gott zur Erde gesandt um ihr Volk zu führen. In diesem Sinne war es auch logisch, dass die Priester und Bischöfe dieser Epoche ebenfalls unter den König gestellt wurden, wenn auch als engste Berater und in gehobener Stellung. Dadurch wurde selbst die Schicht, die schreiben konnte und damit die höchsten Beamten des Staates waren, vom König abhängig und musste Kompromisse eingehen.

Aber auch in einem anderen Punkt geht man davon aus, dass die katholische Kirche in Schweden Zugeständnisse machte, denn nichts weist darauf hin, dass während der Christianisierung die schwedischen Frauen in die gleiche Unterdrückung gerieten wie in den bereits christlichen Ländern. Da jedoch keinerlei Aufzeichnungen über die Kirchenlehre jener Zeit bestehen, kann man nicht sagen wie die Missionare die Frauenfrage angingen. Sicher ist, dass die Lehre auf mehr Widerstand gestoßen wäre, wenn die schwedischen Frauen, die zu jener Zeit eine relativ hohe Selbständigkeit hatten, eine gleich untergeordnete Rolle erhalten hätten als in Deutschland während dieser Epoche.

Ab der Jahrtausendwende festigte sich der Stand der Kirche in immer mehr Gegenden des südlichen Schwedens, was sich auch an der Errichtung zahlreicher Kirchen in romanischem Stil, einigen Stabkirchen, den Runensteinen mit Kreuzen und schließlich den verschiedenen Klöstern zeigte. Eine der wichtigsten Rolle spielt hier der westschwedische Ort Skara, wo Kirche und Könige einen bedeutenden Treffpunkt des Mittelalters schafften.

Mit dem Bündnis zwischen Königreich und katholischer Kirche wurde auch in Schweden die Frage der Kreuzzüge zu einem wichtigen Thema, wobei sich die Herrscher Schwedens sehr häufig durch hohe Zahlungen an die Kirche von den Kreuzzügen befreien konnten, was der Kirche Schwedens letztendlich auch eine wichtige wirtschaftliche Rolle verlieh und ihr zu einem bedeutenden Reichtum verhalf.


Mit der Reformation unter Gustav Vasa, die vor allem von Olaus Petri in geistiger Hinsicht geführt wurde, ging die Geschichte der katholischen Kirche dann zu Beginn des 16. Jahrhunderts seinem Ende entgegen und konnte sich seither auch nicht mehr erholen.

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lördag, januari 21

Das Geschlecht der Ynglinge (Ynglingaätten)

Das Geschlecht der Ynglinge (Ynglingaätten), eine der vielleicht ältesten königlichen Linien der schwedischen Geschichte, baut vollständig auf die Heimskringla, die Geschichte der norwegischen Könige von Snorri Sturluson (Snorre Sturlasson) auf und kann daher nicht als sicheres Geschichtswerk betrachtet werden, da einige der genannten Herrscher nie bestätigt werden konnten und als unwahrscheinlich gelten, andere jedoch zumindest namentlich existierten.

Wenn man Geschichte und nordische Mythologie zusammenführt, so sind die Könige aus dem Geschlecht der Ynglinge direkte Nachfahren des Gottes Frej, der eine wichtige Rolle in der nordischen Sagenwelt spielt. Allerdings taucht das Geschlecht der Ynglinge bereits 500 Jahre vor der Snorre-Edda als Skilfingar in der Beowulfkvädet (Der Sage von Beowulf) auf.

Während die Geschichtsschreibung des 19. und Beginn 20. Jahrhunderts noch jedes schriftliche Dokument unkritisch übernahmen und damit auch die Sagenwelt zur Geschichte machte, was sich noch heute auf zahlreiche geschichtlichen Werke auswirkt, geht die moderne Geschichtsschreibung davon aus, dass sowohl die Snorre-Edda als auch die Sage von Beowulf freie Erfindungen sind. Die Wahrheit findet man vermutlich irgendwo zwischen den beiden Versionen der Geschichte, ohne dass man jedoch irgendeine der beiden Richtungen wissenschaftlich belegen kann.

Wenn man die Heimskringla als Geschichtsdokument nimmt, so hat das Geschlecht der Ynglinge seinen Ursprung im Gamla Uppsala, also einer Gegend, die tatsächlich bereits gegen das Jahr 500 besiedelt war. Auch die Beschreibungen der Gegend stimmen mit der in der Beowulfkvädet überein, jedoch mit dem Problem, dass es keinerlei Spur eines Königs Skelfir gab, den Snorre Sturlasson in seiner Geschichte Könige nannte.

Im Laufe der Geschichtsschreibung tauchen zahlreiche Namen von Herrschern der Ynglingaätten auf, die vor allem während der Völkerwanderung regiert hätten, darunter auch Adils, Aun und Egil, die man in den drei Königshügeln vermutete. Mittlerweile ist es jedoch eindeutig bewiesen, dass diese Angaben aus der Luft gegriffen waren und auch an der Aufzählung aller anderer Könige des Geschlechts der Ynglinge hat man berechtigte Zweifel.

Wenn man die Vita Anskarii ebenfalls zu den geschichtlichen Aufzeichnungen hinzu fügt, so findet man auch die Herrscher namens Björn und Olof, die im 9. Jahrhundert in Birka regierten, aber auch diese beiden Namen können geschichtlich nicht bestätigt werden. Nach offizieller schwedischer Geschichtsschreibung gilt Erik Segersäll (ca. 945 - 995) als erster schwedischer König, der allerdings auch noch nicht über das ganze heutige Schweden regierte, da man in jener Epoche den nördlichen Teil des Landes noch ausnahm.
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fredag, januari 20

Steinhügelgräber (Grabhügel) in der schwedischen Geschichte

Steinhügelgräber, die in Schweden als Gravröse, Rör oder Kummel bezeichnet werden, sind Grabhügel aus der Bronzezeit und der frühen Eisenzeit und gleichen anderen Steinhügeln, die gleichzeitig, aber auch noch später als die Steinhügelgräber entstanden sind und oft der Orientierung, auch auf Gewässern, dienten. Da die meisten Steinhügelgräber geplündert wurden und nur noch der Steinhügel übrig blieb, ist es heute in vielen Fällen sehr schwer einen Steinhügel von einem Grabhügel zu unterscheiden. Nur wenn Asche, Gebeine oder andere Gegenstände bei den Ausgrabungen gefunden wurden, ist die Bestimmung eindeutig.

Auch wenn Steinhügelgräber vor allem in Küstennähe und auf Anhöhen zu finden sind, so kann man daraus keinen Schlusssatz ziehen, denn es wurden überall im südlichen Teil Schwedens Grabhügel gefunden, auch in der Ebene. Was erstaunlich ist, ist die Tatsache, dass nahezu alle Steinhügelgräber an zentralen Stellen zu finden waren, also in der Nähe ehemaliger Straßen oder an Aussichtspunkten, was viele Geschichtswissenschaftler damit deuten, dass Steinhügelgräber auch eine Art Markierungen waren. Aber es ist natürlich genau so gut möglich, dass nur wichtige Persönlichkeiten in Grabhügeln bestattet wurden, denen man eine besondere Stelle bieten wollte oder an denen jeder Vorbeigehende erinnert werden sollte.

Während man in der älteren Bronzezeit die Toten noch nicht verbrannte und ihnen auch eine Gabe und persönliche Gegenstände mit auf die letzte Reise gab, wurde Ende der Bronzezeit der Tote mit allen seinen Grabbeigaben verbrannt, so dass man, außer einer Aschenmischung, nichts in den Gräbern fand, das einen Hinweis auf die Toten bieten konnte. Man vermutet jedoch, dass es auch in dieser Zeit wichtig war, dem Toten persönliche Gegenstände wie Kamm oder Schmuck mit auf die Reise geben zu können, was darauf hinweist, dass man auch während der Bronzezeit an ein gewisses Leben nach dem Tode glaubte. 
 
Die Größe der Steinhügelgräber hing vermutlich sowohl von der Bedeutung der Begrabenen statt, als auch von der Anzahl der Toten, die man in einem Grabhügel unterbringen wollte, denn während die meisten Steinhügelgräber eine relativ geringe Ausdehnung haben, hat jenes in der Nähe von Björknäs einen Durchmesser von über zwölf Metern und ist nahezu zwei Meter hoch. Sehr interessant ist in diesem Fall allerdings, dass man in der Nähe des Steinhügelgrabes auch noch zwei Steinsetzungen (stensättningar) findet, die erst weitaus später als der Grabhügel entstanden sind.

Eine der offenen Fragen der Steinhügelgräber liegt auch an der Ausrichtung der Grabhügel, denn alle historischen Gräber, die zwischen 1500 vor Christus und 1100 vor Christus errichtet wurden, liegen in ost-westlicher Richtung, haben also eine Beziehung zu Sonnenaufgang und Sonnenuntergang. Der Grund für diese Ausrichtung ist allerdings ebenso unbekannt wie die Frage nach den Personen, die eine Steingrab bekamen, denn sicher ist, dass es sich nicht um eine übliche Art der Bestattung handelte. Auf Grund der Durchlässigkeit der Steine und der daraus folgende Verwitterung wurden auch nur relativ wenige Gebeine oder andere organische Gegenstände in den Gräbern gefunden, was uns offene Fragen beantworten könnte. 

Copyright: Herbert Kårlin

torsdag, januari 19

Snorre Sturlasson und die alte schwedische Geschichte

Snorre Sturlasson, der im Altnordischen und Deutschen als Snorri Sturluson bezeichnet wird, gilt als der erste nordische Geschichtsforscher, der mit Sicherheit die yngre Eddan (Snorra-Edda) und die Heimskringla (Geschichte der norwegischen Könige) geschrieben hat, dem aber auch die Egil Skallagrimssons saga oft zugesprochen wird. Die Snorra-Edda entstand gegen 1220 und wird, unter anderem, als Lehrbuch der nordischen Mythologie betrachtet.

Snorri Sturluson war gegen 1179 auf Island geboren, wo er eine ausgezeichnete Erziehung erhielt und als einer der mächtigsten Männer galt. Seine Kenntnisse über das schwedische Reich gewann er 1219 während eines ausgedehnten Besuchs in Skara, bei Eskil Magnusson und Kristina Nilsdotter Blake, die mit der damaligen herrschenden Kaste Schwedens verwandt waren und ihm einen tiefen Einblick in die Geschichte des Sveareiches boten, zumal Eskil Magnusson in gleichen Jahr an der Gesetzessammlung äldre Västgötalagen arbeitete.

Snorre Sturlasson notierte sich jedes Detail, das er über die schwedische Geschichte hörte, wobei im Zeitstrom natürlich tatsächliche Handlungen, Sagen, Mythen und andere Elemente in diese Notizen einflossen, so dass die Grenze zwischen empirischer Geschichtsschreibung und Sagenwelt schwimmend ist.

Da Snorri Sturluson tatsächlich in Schweden war und dort zuverlässige Quellen zur Verfügung hatte, kann man davon ausgehen, dass zumindest die Geschichte ab dem Jahre 1000 als weitgehend realistisch betrachtet werden kann. Die Snorra-Edda ist auf jeden Fall das älteste überlieferte Dokument der schwedischen (und nordischen) Geschichte, wobei sich Snorre Sturlasson mit Sicherheit nicht nur auf eine mündliche Überlieferung verließ, sondern Zugang zu zahlreichen schriftlichen Quellen hatte, die im Laufe der Geschichte verloren gingen, denn man darf dabei nicht vergessen, dass selbst gewöhnliche Runentexte nicht in Stein geschlagen wurden, sondern man auch auf anderes Material geschrieben wurde. Da dieser erste Geschichtswissenschaftler auch Latein beherrschte, so waren ihm jedoch auch alle moderneren und christlichen Quellen zugängig, die sich in Skara befanden, einem der wichtigsten wissenschaftlichen Zentren des Mittelalters.

Snorre Sturlasson wurde im September 1241 aus politischen Gründen und im Auftrag der norwegischen Königs Håkon Håkonsson in seinem Heim in Reykholt ermordet, was als politische Wende der isländischen Geschichte gilt.

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onsdag, januari 18

Die Entwicklung der Runen in der schwedischen Geschichte

Die ältesten Runen können etwa 100 Jahre nach Christi Geburt im nordischen Raum nachgewiesen werden, auch wenn diese gefunden Inschriften noch nicht der Geschichtsschreibung dienen oder viel über die damalige Gesellschaft aussagen. Zwischen 550 vor Christus und  etwa 700 nach Christus überlagern sich teilweise auch Steinritzungen (Hällristingar) und Runen, auch wenn die Funde aus dieser Epoche noch sehr gering sind. Möglicherweise schrieb man daher in dieser Zeit überwiegend auf dem weicheren Material Holz.

Die Bedeutung der ältesten Runeninschriften in Schweden, die über 24 Zeichen verfügten, sind uns unbekannt. Es kann sich daher dabei ebenso um Zauberformeln handeln wie um Grenzsteine, Namen oder jede andere Art von Information. Die ersten halbwegs übersetzten Texte banalen Inhalts kommen erst aus den Jahren nach 500, helfen jedoch ebenfalls wenig bei der geschichtlichen Forschung und interessieren daher eher Runenforscher als Geschichtsschreiber.

Die Runen wurden in Schweden bis etwa zu Beginn des 13. Jahrhunderts verwendet, wobei sie ab der Jahrtausendwende durch die Christianisierung immer mehr vom Alphabet ersetzt wurden, also 200 Jahre lang die beiden Systeme nebeneinander existierten. Es ist dabei anzunehmen, dass die Wikinger auf Grund ihrer Handelsbeziehungen, zumindest indirekt, zu einer gemeinsamen Schrift gezwungen wurden, da die nordische Kultur in jener Zeit von den höher entwickelten Völkern als primitiv betrachtet wurden und deren Schrift daher kaum höher eingestuft wurde als eine Minoritätenschrift ohne Zukunft.

Auch wenn Runensteine im gesamten nordischen Raum gefunden wurden und das älteste 24-Zeichen-Futhark (24-Buchstaben-Alphabet) auf Gotland (Kulverstenen, Kylverstenen) entdeckt wurde, so fand man die größte Ansammlung beim Mälaren. Was man daraus schließen kann, ist ungewiss, da man zur Kommunikation wohl mehr zu Holz griff, auf das man die Zeichen ritzte, denn Holz war das häufigste Material, es war gut darauf zu schreiben und auch der Mangel an Querlinien im Runen-Alphabet lässt auf das Holzschneiden schließen. Man kann daher nicht unbedingt daraus schließen, dass das Gebiet um den Mälaren auch wirklich die dominante Rolle zwischen 800 und 1200 spielte, der Zeit, an der die meisten Runensteine errichtet und geschlagen wurden. Als sicher gilt lediglich, dass sich dort ein anderer Volksstamm niedergelassen hatte als in Skåne oder Westschweden und sich auch auf eigene Weise ausdrückte.

Trotz intensiver Forschung ist auch nicht bekannt wie die Runen entstanden sind oder wie sie ihren Weg nach Schweden fanden. Da die gesamte Geschichtsforschung bis Ende des 20. Jahrhunderts von der Meinung geprägt war, dass die skandinavische Bevölkerung primitiv war und die ersten Jahrhunderte der Geschichtsschreibung die Kirche darüber entschied, was Wahrheit ist, ging man immer davon aus, dass die Runen vom Griechischen, Latein oder Etruskischen beeinflusst seien und dann nur vereinfacht wurden, auch wenn die Anzahl der Buchstaben nicht übereinstimmt. Aber durch Vorurteile galt es als ausgeschlossen, dass die schwedische Urbevölkerung ein eigenes Schriftsystem entwickelte.

Dass man sehr wenig über die erste Runenschrift weiß, liegt aber auch daran, dass man nur rund 300 Inschriften unterschiedlicher Länge, unterschiedlichsten Inhalts und auf unterschiedlichstem Material (Stein, Metall, Knochen, Holz) fand und spätere Imitationen und Fälschungen teilweise kaum von Originalen zu unterscheiden sind.

Auch wenn man in der Regel immer nur sehr allgemein von Runen spricht, so findet man im germanischen Raum mehrere verschiedene Schriften und „Alphabete“. Man unterscheidet dabei die gotischen Runen mit 24 Buchstaben, die man in Rumänien, der Ukraine und Deutschland nachweisen kann, die angelfriesischen Runen mit 28 und 33 Zeichen aus dem englischen Raum, die markomannischen Runen mit 16 Zeichen, die die Karolinger benutzten und die wichtigsten Runenzeichen der Wikinger waren, die Runenzeichen des Mittelalters, die sich dem germanischen Alphabet angepasst hatten und die Runen aus Dalarna, die dort vom 16. Jahrhundert bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts verwendet wurden.

Ein weiteres Rätsel der Runeninschriften sind die zwei unterschiedlichen Schreibarten, nämlich die Langstabrunen und die Kurzstabrunen, wobei man annimmt, dass die erste Art mehr als Zierschrift für besondere Situationen verwendet wurde und die zweite im Alltag sinnvoller war, aber auch dies sind natürlich nur Annahmen ohne tatsächlichen Beweis.

Copyright: Herbert Kårlin

tisdag, januari 17

Träl (Sklaven, Leibeigene) in der Geschichte Schwedens

Da die Mehrheit der Sklaven und Leibeigenen (Träl, Ambátt) Schwedens von etwa 1000 vor Christus, also in der Bronzezeit, bis zum Jahre 1200 nach Christus, der Endepoche der Wikinger, lebten, in einer Zeit also, als es keine Geschichtsschreibung gab, sind die Informationen über ihre Situation nur bruchstückhaft zu erklären, insbesondere durch die Auswertung archäologischer Funde.

Warum Träl, also männliche Sklaven, erst in der Bronzezeit auftauchten, lässt sich vermutlich dadurch erklären, dass sich die Gesellschaftsstruktur und die Lebensweise der Menschen in dieser Zeit änderte und spezialisierte. Während es in der Steinzeit wichtig war als Gruppe zu bestehen, hatte in dieser Epoche vermutlich jedes Mitglied einer Gemeinschaft die gleichen Aufgaben, ausgenommen vielleicht die Handwerker, die Waffen und Werkzeug herstellten, falls diese Spezialisierung bereits existierte.

Während der Bronzezeit begann sich die Gesellschaft in verschiedene Gruppen aufzuteilen, was auch auf einen gewählten oder selbsternannten Führer schließen lässt. In dieser Epoche wurde Bronze geschmolzen, Steinritzungen entstanden, Handel wurde betrieben und selbst Schmuckdesigner hatten eine Beschäftigung. Nichts scheint daher logischer, als dass man für die schwere und unspezialisierte Arbeit Sklaven einsetzte. Ob diese Personen (feindliche) Gefangene waren, nach einer Straftat eine Strafe auferlegt bekamen oder einfach "Taugenichtse" als Träl eingesetzt wurden, ist heute nicht mehr nachzuvollziehen, aber sehr schnell entwickelte sich die Erblichkeit der Situation eines Leibeigenen. Aber auch dies ist zu erklären, da vermutlich auch die Kinder der Träl, der männlichen Sklaven jener Zeit, nicht in die Gemeinschaft aufgenommen wurden und daher keinerlei Erziehung bekamen.

Dass Träl tatsächlich in Skandinavien existierten kann man Reisenden dieser Zeit entnehmen, so Tacitus und Handelspartnern, die später mit den Wikingern verkehrten und ihre Eindrücke über diese Wilden oder Halbwilden hinterließen. Aber sicher verlässt man sich nicht nur auf diese, teilweise zweifelhaften Aussagen, sondern kann sich auch auf mehrere Fundstellen berufen, wo Gruppen von Menschen abseits der „Herrenhäuser“ untergebracht waren und unter schwierigsten Bedingungen hausen mussten.

Eine weitere, wenn auch ebenfalls etwas zweifelhafte Quelle bietet die nordische Mythologie, denn als Heimdall, der Götterbote, auf der Erde unterwegs war, schlief er drei Nächte lang jeweils mit einer anderen Frau. Jede der Frauen brachte einen Sohn zur Welt, der dann einer Linie von Menschen vorstand. Jarl war der Lenker der Gesellschaft, Karl der erste Bauer und Träl der Unfreie. Erst durch die Gruppe der Träl, die keinerlei Besitz und keinerlei Rechte hatte, war die Gesellschaft der Mythologie möglich.

Wann die Sklaven der alten Geschichte sich gegen die bestehende alte Ordnung auflehnten, ist ungewiss, aber sicher ist, dass die Revolte mit der Christianisierung katholischer Mönche begann, die mit ihrer Lehre bei den Träl am schnellsten und einfachsten ankamen. Von den ersten Revolten und dem Moment, an dem die Träl ganz aus Schweden verschwanden, vergingen jedoch rund 500 Jahre, was darauf schließen lässt, dass die Mönche sehr wenig an der tatsächlichen Situation der Gesellschaft änderten und erst die notwendigen Handelsbeziehungen der Wikinger und der Gesellschaft des Mittelalters das Träl-Dasein beendeten, denn christliche Länder weigerten sich bereits zum Ende der Epoche der Wikinger immer häufiger, mit Völkern zu verhandeln, die noch Sklaven hielten.

Das Dasein der Träl konnte sehr unterschiedlich sein und hing von der Epoche und von ihren Herren ab, denn für die Wikinger waren Sklaven vor allem eine der bedeutendsten Handelswaren und nach dem Hälsingelagen mussten sie Häuser bauen, fischen oder auch Wald roden. Aber Träl wurden beim Tode ihres Herrn in machen Gegenden auch geopfert und mit ihm begraben, damit sie ihn auf der Reise ins Jenseits begleiten konnten.
Copyright: Herbert Kårlin

måndag, januari 16

Die Epoche der Alleinherrschaft (Envälde) in Schweden

Wenn man in der schwedischen Geschichte von der Envälde, der Zeit der Alleinherrschaft der Könige spricht, so meint man die Zeit zwischen 1680 und 1718, also die kurze Epoche, in der erst Karl XI. und dann Karl XII. herrschten, die beiden Könige, die sich als Herrscher von Gottes Gnaden sahen und ihre persönliche Entscheidungen denen von Gott gleichsetzten, da in ihren Augen Gott den König erwählt hatte.

Diese Theorie gilt weltweit als die am häufigsten angewandte um eine absolute Monarchie oder eine Diktatur zu verteidigen und hatte in Schweden bedeutende Folgen für die gesamte Gesellschaft und sämtliche administrativen Einrichtungen und Verordnungen, da die beiden Könige kaum auf ihre Berater lauschten und das Volk zum absoluten Gehorsam zwang.

Da Karl XI. und Karl XII. ihre Gesetze von Gott gegeben sahen, hatte das Parlament keinerlei Einfluss auf die Gesetzgebung und der Staat lag ausschließlich in den Händen der Könige, eine Situation, die man auch in anderen Ländern jeweils für kürzere Perioden fand. Die Folgen dieser Epoche konnte man in Schweden bis 1975 im Ausdruck „Kunglig Majestäts proposition“ hören, wenn ein Gesetz im Parlament vorgelegt wurde, da bis zu diesem Zeitpunkt nominell immer noch der König das schwedische Reich führte.

Als 1679 der Krieg mit Dänemark und Pommern beendet war, waren in Schweden die Staatskassen leer und Reformen waren dringend nötig. Da sich Königstreue und Hochadel verfeindet hatten, war es für Karl XI. ein leichtes für eine friedliche und Frankreich feindliche Politik zu werben, zumal man Frankreich, bzw. Ludwig XIV., für die schwedischen Schwierigkeiten verantwortlich machte. Allein seine Versprechen brachten ihm dann im Parlament die Mehrheit dafür, in Zukunft allein über den Staat entscheiden zu können.

Zu den ersten wichtigen Maßnahmen von König Karl XI. gehörte die Konsolidierung des Haushalts (Drätseln) und der Aufbau der Verteidigung, was er durch Zusatzsteuern (Bevillningar) erreichte. Noch während seines Lebens konnte er die Staatsschulden dadurch auf 25 Prozent der ursprünglichen Schulden reduzieren, wenn auch auf Kosten der Bürger.

Die zweite Änderung fand in der Administration statt, die straff unter seine Führung geriet und zu klaren Gesetzen führte. Da der König jede Entscheidung über Gesetze und Verordnungen selbst fällte, schuf er damit die Grundlage für die Reichsgesetze aus dem Jahre 1734.

Unter Karl XI. wurden auch die ehemaligen dänischen Teile des Reiches zwangsintegriert, wobei er hierfür jedoch vor allem die Kirche benutzte, den Unterricht auf schwedische Verhältnisse anpasste und die Universität in Lund wieder auferstehen ließ, in der allerdings die Lehre nach seinen Ideen verbreitet werden musste.

Für die protestantische Kirche war Karl XI., der 1697 starb, ähnlich bedeutend wie einst Gustav Vasa, denn er verhalf ihr zu Kirchengesetzen, die großenteils bis ins 20. Jahrhundert gültig blieben. Unter Karl XI. entstanden Katechismus (1689), Kirchenhandbuch (1693) und ein Psalmbuch (1695). Die Bibelübersetzung, die er beauftragte und die 1703 fertig wurde, wurde bis 1917 als Grundlagenwerk betrachtet. Die Stärkung der Kirche führte zwar dazu, dass sich eine einheitliche Lehre, auch der niederen Stände, in ganz Schweden verbreitete, führte aber auch zu einer extremen Unterdrückung des Volkes, was 150 Jahre später zur großen Auswanderungswelle führte.

Als Karl XII., der Sohn von Karl XI. und Ulrika Eleonora d. Ä., dann die Regierung übernahm, wollte er in jedem Punkt seinem Vater folgen, war jedoch bereits im Glauben eines Gottgesandten aufgewachsen und hatte daher nicht das gleiche Verständnis wie sein Vorgänger. Karl XII. war noch mehr von den Gedanken der Kirche besessen und begann religiöse Minderheiten wie die Pietisten zu verfolgen und untersagte schwedischen Studenten Reisen zu den deutschen Akademien. Hinzu kamen politische Schwierigkeiten, die zum großen nordischen Krieg führten und das Ende der Alleinherrschaft heraufbeschworen. Mit dem Tode des Königs endete dann auch die Epoche der Envälde.
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söndag, januari 15

Die Kolonie Neues Schweden (Nya Sverige)

Bereits unter Gustav II. Adolf, der vom Handelserfolg der Holländischen Westindien-Kompanie begeistert war, wuchs der Gedanke eine schwedische Kolonie in Nordamerika zu gründen. Der Krieg mit Deutschland verhinderte jedoch vorerst die Verwirklichung und erst neun Jahre später nahm der Reichskanzler Axel Oxenstierna die Idee wieder auf. Den Ort für die neue Kolonie bestimmte Oxenstierna gemeinsam mit dem ehemaligen Gouverneur der Holländischen Westindien-Kompanie, Peter Minuit, der die Gegend in Delaware als wenig besiedelt beschrieb und ideal für die Einrichtung einer schwedischen Kolonie hielt.

Schon 1637 wurde dann die Nova-Sueciakompaniet gegründet, wobei das Kapital zur Hälfte schwedisch, zur anderen Hälfte holländisch war. Von schwedischer Seite fand man unter den sechs Teilhabern vier der Familie Oxenstierna, die sich vom Handel mit der neuen Kolonie, die den Namen Nya Sverige (Neues Schweden) erhalten sollte, eine Vermehrung des Reichtums versprachen. Die Vorbereitungen zur Gründung mussten jedoch so geheim wie möglich gehalten werden, da die holländische Regierung keine Konkurrenten in der Nähe der eigenen Kolonien sehen wollten und noch weniger, dass abtrünnige Holländer in die Geschichte verstrickt seien.

Im November verließen 1637 dann die ersten beiden Schiffe, die Kalmar Nyckel und Fågel Grip, Göteborg, wobei die Besatzung ebenfalls zur Hälfte aus Schweden und zur anderen aus Holländern bestand. Am 23. März 1638 erreicht die Kalmar Nyckel Nordamerika und am 29. März kaufte dann Peter Minuit von fünf Häuptlingen der Lenape-Indianer das Land für die künftige Kolonie. Die Indianer wurden mit Waren bezahlt, die die Schiff mit aus Schweden gebracht hatten.

Noch im gleichen Jahr wurde zur Absicherung der Kolonie das erste von sechs Forts gebaut, das zu Ehren der aktuellen Königin Kristina Fort Christina genannt wurde. Während die Neusiedler keinerlei Probleme mit den beiden Indianerstämmen (Lenape und Susquehannock) hatten, mit denen sie auch einen regen Warenaustausch eingingen, traten mit der holländischen Kolonie im Norden und der englischen im Südwesten unmittelbar Spannungen auf, da beide einen Anspruch auf die von den Schweden gekaufte Gegend legten. Da Holland und Schweden noch eine Allianz hatten, kam es jedoch nicht zu offenen Kriegshandlungen.

Da Schweden während der Regierungszeit von Königin Kristina stark unterbevölkert war, war es natürlich ausgeschlossen ausgerechnet die Schicht auswandern zu lassen, die dem Land noch einen gewissen Wohlstand boten. Die ersten Auswanderer waren daher Sträflinge, die sich verpflichteten gegen Aufhebung der Strafe mindestens fünf Jahre lang in der Kolonie zu arbeiten und zu leben. Mit den nächsten Schiffen wurden dann auch Finnen, die vom russischen Krieg nach Schweden geflohen waren zum Auswandern gezwungen, sowie Schweden-Finnen, die sich im Värmland niedergelassen haben. Während der zwölf Expeditionen nach Nya Sverige waren daher nur sehr wenige, die sich wirklich für die schwedische Krone einsetzen wollten.

Im Jahre 1643 lebten in Nya Sverige rund 200 Personen und es begann ein reger Warenaustausch zwischen der Kolonie und Schweden. Die Bewohner der Kolonie konnten sich durch Landwirtschaft selbst versorgen und schickten vor allem Tabak und Pelze nach Schweden. 1646 wurde dann vom Priester im Neuen Schweden auch die erste Kirche eingeweiht, wobei sich der Kirchendiener auch gleichzeitig, wenn auch mit mässigem Erfolg, an die Missionierung der Eingeborenen machte und auch deren Sprache erforschte.

Obwohl die Kolonie mit seinen 200 Personen auch von Schweden als zu klein erachtet wurde, erlaubte Königin Kristina, wegen der geringen Bevölkerung Schwedens, erst 1653 die weitere Werbung von Auswanderungswilligen, jedoch begrenzt auf maximal 250 Personen.

Allerdings kam die Entscheidung bereits zu spät, da die Holländer mittlerweile die schwedische Kolonie durch die Schaffung eines Forts in nächster Nähe von Fort Christina bedrohten und auch innerhalb der Siedler bedeutende Konflikte entstanden waren, so dass einige der Schweden Nya Sverige verließen um sich auf holländischer Seite nieder zu lassen. 1655 eroberten dann die Holländer das Neue Schweden. Die meisten schwedischen Siedler wollten nicht nach Schweden zurückkehren und erhielten dann selbst eine gewisse Autonomie, wenn auch unter holländischer Flagge. Knapp zehn Jahre später übernahmen dann die Engländer die Kolonie Nya Sverige und erst Karl II. von England löste dann 1682 auch die schwedische Autonomie auf.

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lördag, januari 14

Die Eisenzeit in Schweden

Die Eisenzeit erstreckte sich in Schweden von etwa 550 v. Chr. bis 373 n. Chr., was jedoch nicht sehr eng gesehen werden darf, da sich diese Epoche in Schweden nicht gleichzeitig abspielte. Nach einigen Theorien ging die Eisenzeit im Svealand bis zur Epoche der Vendel und der Wikinger und endete teilweise erst mit der Christianisierung nach dem Jahre 1000. Wenn man die Eisenzeit jedoch rein auf die Zeit beschränkt, in der das Material  Eisen eine wichtige Rolle spielte, so endet die Eisenzeit in Schweden gegen etwa 800 n. Chr. Man darf in dieser Beziehung nicht vergessen, dass die Quellen, auf die diese Angaben bauen, entweder die Sagen des Nordens, also die nordische Mythologie, oder die Aufzeichnungen christlicher Mönche waren.

Wissenschaftlich teilt man die Eisenzeit in Schweden in zwei Epochen, nämlich die vorrömische Eisenzeit (550 v.  Chr. - Christi Geburt), auch keltische Eisenzeit genannt, und die römische Eisenzeit (Christi Geburt - 375 n. Chr.). Als Eisenzeit betrachtet man den Zeitraum, in dem man von Bronze (Bronzezeit) auf Eisen überging bis zum Moment als man die Herstellung von Stahl kennenlernte, dem Material, das dann im Mittelalter eine tragende Rolle spielte.

Während der vorrömische Eisenzeit hatte Schweden etwa das heutige Klima, was bedeutete, dass sich die einzelnen Stämme wegen der schneereichen Winter sehr schlecht ernähren konnten und teilweise weite Strecken zurücklegten. In Anspielung auf die nordische Mythologie nennt man diese Epoche daher auch oft Fimbulwinter, der als Anzeichen für Ragnarök gesehen wurde. Funde aus dieser Zeit beweisen auf jeden Fall, dass die Völker, die ab etwa 200 v. Chr. Schweden bewohnten Kontakte nach Süden hatten, vorher jedoch relativ isoliert gelebt haben. Parallel zu den südlichen Kontakten findet man jedoch im nördlichen Schweden auch die Hinweise auf eine rein samische Kultur, die sich sehr deutlich von jener Mittel- und Südschwedens unterscheidet.

Der Übergang der Bronzezeit in die Eisenzeit zeigt sich auch dabei, dass die Steingräber nun Urnengräbern Platz machen. Da man sich nur auf Funde berufen kann, ist ungewiss, wie diese Veränderung zu Stande kam. Es ist natürlich möglich, dass die Macht der Stammeshäuptlinge gesunken war, wie manche Archäologen behaupten, aber es ist auch möglich dass die Urnenbestattung aus dem Süden übernommen wurde oder sich der Gotteskult änderte. Eine klare Antwort auf diese Fragen werden wir jedoch nie erhalten.

Das römische Zeitalter zwischen Christi Geburt und dem Jahr 400 zeichnet sich dadurch aus, dass in Skandinavien ab diesem Zeitpunkt römische Produkte wie Glasbecher, Münzen oder auch Schmuck auftauchten. Auch wenn man weiß, dass die nordische Gesellschaft um diese Zeit bereits weite Handelsreisen unternommen hat, so weiß man dennoch nicht, ob sie direkt mit dem römischen Reich in Kontakt gekommen waren, oder aber, ob sie die römischen Waren von den Germanen erworben wurden, die einerseits sehr gute Handelsbeziehung mit den Römern hatten, aber auch einen regen Warenaustausch mit der nördlichen Nachbarn.

Copyright: Herbert Kårlin